Die These „Lesen heißt borgen, daraus erfinden, abtragen“ von Georg Christoph Lichtenberg bedeutet, dass man beim Lesen eines Textes die Wörter borgt oder auch abträgt und daraus lernt, später dann vielleicht daraus Neues erfindet oder dieses dadurch gewonnene Wissen anderweitig nützlich anwendet.
So gesehen entspricht diese These der Wahrheit und der Autor der These hat vollkommen Recht. Wenn man ein Buch liest ist das nur gut für das Wissen desjenigen, der das Buch liest, sofern er es versteht und damit umzugehen weiß. Es stimmt deswegen, weil das Wissen von zum Beispiel dem Buch „Fachwissen zum Heimwerken“ von Herrn Meyer gelesen wird. Dabei lernt dieser aus allen Texten, die er versteht nützliche Tricks und Hintergründe zum Heimwerken und kann diese erworbenen Informationen gleich beim nächsten Tapezieren anwenden ohne dass ihm die Tapete immer wieder von der Wand fällt. Natürlich gibt es auch solch böse Zungen, die behaupten, dass wenn man schlechte Bücher liest, sich das negativ auf den Geist, die Seele oder das Wissen auswirkt. Natürlich stimmt auch das, aber nur teilweise. Es gibt so gesehen drei verschiedene Büchergruppen.
Einmal zum Beispiel das Buch „Schlösser knacken leicht gemacht“. Für Schlossermeister oder andere Berufsgruppen, die mit solchen Schlössern tagtäglich zutun haben und wissen müssen, wie sie funktionieren, ist das Buch sehr hilfreich. Kommt es allerdings in falsche Hände, zum Beispiel von Einbrechern oder Autoknackern, könnten diese die Informationen für ihre nächste Straftat benutzen.
Ein weiteres Beispiel wäre ein Buch mit horrorartigen und dubiosen Inhalten. Solche Bücher sind eigentlich, wenn sie zu extrem sind, nur Menschenverachtend, ekelig oder absurd. Für Ottonormalverbraucher sind diese Bücher in Wirklichkeit nichts. Es gibt sie, und sie fördern die Fantasie auch wenn man manchmal nicht einschlafen kann, aber auf Dauer sind sie schädigend. Dann gibt es noch die letzte eigentlich schon als erste Buchsorte aufgeführte Kategorie. Nämlich die Bücher, die man liest und die immer gut für die Bildung sind. Wenn man sich für ein schlechtes Buch entscheidet, sollte es einem auch gefallen. So gesehen kann es nicht schlecht sein. Denn keiner geht in die Buchhandlung, schließt die Augen, dreht sich fünfmal und kauft das Buch was er zuerst sieht. Man wählt es sich aus und informiert sich darüber. Wenn es einem dann schlussendlich gefällt, nimmt man es oder auch doch nicht.
Ein weiterer Vorteil entsteht dann, sobald sich jemand ein Buch durchliest und daraus eine Lücke seines Wissens schließt, sich an seinen Tisch setzt und anfängt an etwas herumzubasteln. Wenn er etwas erfindet, was der Menschheit zu Gute kommt. Zum Beispiel liest jemand ein sehr ausführliches Motorenbuch und nach zwei Jahren baut er seine ersten Autos die mit Meerwasserantrieb ausgestattet sind, weil er ganz rein zufällig darauf gekommen ist, in einem Motor aus speziellen Stoffen Wasserstoff zu generieren und dieses in einer bestimmten Menge zur Implosion zu bringen.
Aus genau diesen Gründen muss ich mich zu dieser These hinüberstellen und wissen, dass sie rundum wahr ist. Sowohl der Kern, als auch die Schale ist mit wahren Teilen bestückt. Lehrreiche und nicht lehrreiche Bücher – aus denen lernt man mehr aus denen lernt man weniger, aber man lernt aus jedem Buch, auch wenn es nur das bessere Lesen ist, welches man weiterlernt.
Aufsatz : Axel E. H. Waterkamp, September 2003