Es war an einem nebligen Herbstmorgen in einem kleinen verschlafenen Dorf in Südost-Niedersachsen. Ein orangenes Telefon der Bundespost aus den 70er Jahren klingelte um zwanzig Minuten nach neun. Der verdutzte Eigentümer des Telefons erschrak und wunderte sich über den Anruf, da niemand diese Nummer kannte. Er überlegte, ob er abnehmen solle oder lieber doch nicht. Nach einem Moment der Überlegung hob er den schweren orangenen Hörer ab - das klingeln der alten metallenen Glocken verstummte.
Herr T. von der Deutschne Telekom war am Apparat. Er stünde vor dem Kabelverzweiger und würde nun die Umschaltung vornehmen. Eine Umschaltung, die etwas über eine Woche vorher bestellt wurde. Herr T. zog von einem Kontakt zum anderen einen Schaltdraht bestehend aus zwei Adern, er steckte seinen Prüfhörer auf und prüfte die Geschwindigkeit des gerade in Betrieb genommenen VDSL-Anschlusses mit einer Bandbreite von knapp über 100 MBit/s im Download und ca. 40 MBit/s im Upload. Während dessen lief auf der anderen Seite der Leitung der Kunde auf und ab und starrte auf den NTBA von seinem ISDN-Anschluss. Plötzlich ging die grüne Lampe aus - kein Strom mehr auf der Leitung. Das war das Zeichen für den Anschluss des neuen Speedport W724V für den neuen VDSL-Anschluss.
Hektisch wurden die Kabel gesteckt und alles in Betrieb genommen. Das Gerät wurde Tage zuvor vom Kunden bereits so konfiguriert, dass alles schnell gehen würde. Hat der Techniker seine Arbeit gut gemacht? Hat er sich auch ja nicht verschaltet? Würden die nächsten Tage in dem Warteschleifennirvana der Telekom enden?
Dann der Aufruf der Benutzeroberfläche des Speedports. Eine Zahl und eine weitere liessen den Kunden aufatmen.
DSL Downstream: 102782 kbit/s
DSL Upstream: 41126 kbit/s
Nun folgte die Eingabe der Zugangsdaten. Gewissenhaft wurden die Zahlenfolgen in das Gerät getippt. Nun waren es nur noch wenige Sekunden bis zum Kontakt mit der Außenwelt. Dann folgte eine erste Anfrage aus dem kleinen Dorf Emmerstedt in das große weite Internet. Einen Wimpernschlag entfernt öffneten sich bunte Bilder in rasendschneller Geschwindigkeit. Euphorisch wurden Onlinevideos angeklickt, die sofort ansprangen, wie nagelneue Autos. Downloads und aufgeschobene Updates für Programme wurden angestossen und zeitgleich beobachtet wie die fliegenden Bits auf und ab dem Computer an alle nur denkbar gewünschten Orte flogen.
Am Abend saß der Kunde vor dem leuchtenden Bildschirm und sah nachdenklich aus. Er hatte alles aus und in das Internet transferriert, was er über Jahre hinweg aufgeschoben hatte - die Wartezeiten waren einfach unzumutbar. Er saß da und das Internet war plötzlich so leer. Nichts mehr zum Herunterladen. Die 100 MBit/s Leitung war nun alt und innerhalb eines Tages zum Alltag geworden.
Da ist es nun - das schnelle Internet. Seit März sind die Wochen und Monate nur so verflogen - die Vorfreude war kaum zu bremsen. Endlich ist Emmerstedt im Zeitalter der Moderne angekommen und kann kommunikativ mit Berlin, Hamburg und München mithalten. Die Emmerstedter Börsenplätze können ich Echtzeit handeln und neben dem Logistikzentrum der Deutschen Post werden sicherlich noch andere Firmen folgen und sich am interessanter gewordenen Wirtschaftsstandort Emmerstedt ansiedeln.
In der Praxis bin ich mit meinem neuen schnellen Anschluss sehr zufrieden. Arbeiten im Internet ist ohne Wartezeiten möglich und bewegte Bilder fliegen in exzellenter Qualität auf den Bildschirm. Mit der Telekom bin ich soweit zufrieden - leider schickte mir diese zwei Speedports und zwei Sätze Zugangsdaten. Dies ist der einzige Fehltritt der Telekom. Das zweite Speedport gab es leider nicht geschenkt - ich schickte es zurück - kostenlos natürlich.
Am Schaltungstag war sofort ein abgehndes Telefonieren möglich - nur beim Angerufenwerden haperte es. Dies war bis in die späten Abendstunden nicht möglich. Ebenso ist dies auch bei anderen Umstellungen in Emmerstedt passiert. Alles in allem ist der Vorwahlbereich 05351 nun mit schnellem VDSL ausgebaut und südländische provisionsorientierte Vertragsvermittler machen bereits Helmstedt unsicher. Viele Telekomkunden wurden bereits angerufen und zum Umschalten gedrängt - die Postwurfsendungen sind ebenfalls schon in vielen Briefkästen. Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit bis die Telekom den sogenannten Doubleplaykuden mit einem herkömmlichen analogen oder ISDN-Anschluss und DSL über einen Splitter einen netten Brief schickt. Dann werden die Kunden vor die Wahl gestellt:
- Auf einen modernen IP-Anschluss mit VoiceOverIP wechseln
oder
- Eine Kündigung von der Telekom bekommen
Kunden ohne Internet nur mit herkömmlichen Telefonanschlüssen werden irgendwann einfach in der Vermittlungsstelle auf IP-Technik geschaltet und bekommen von alledem nichts mit. In den ersten Städten, in denen VDSL ausgebaut wurde, hat die Telekom bereits Schreiben hierzu verschickt. Innerhald der nächsten 5 Jahre will die Deutsche Telekom ihr gesamtes Netz umgestellt haben, daher unter anderem auch die massiven Investitionen. Bis dahin können wir alle schon schnell surfen und das Internet leermachen.
Der Blog wird selbstverständlich fortgeführt und nicht geschlossen. Nur weil es jetzt schnelles Internet gibt, heißt das ja nicht, dass es nichts Neues mehr gibt